Menschenrechte für Priesterkinder

 

Erfahrungen von Betroffenen

Veronika Egger

David Weber

Nicole Eva-Maria Brandt

Möglichkeiten für Betroffene

Kontaktmöglichkeit
      

Widmung an zwei verstorbene Priesterkinder
      

Wenn Sie selbst ein Kind eines katholischen Priesters, oder die Mutter eines solchen Kindes waren, oder die Mutter eines jetzt minderjährigen Kindes eines katholischen Priesters sind, können Sie jederzeit Kontakt mit uns aufnehmen.
Wenn Sie schildern möchten, was Sie konkret erlebt haben, und welche Auswirkungen auf Ihr Leben dies hat(te), können Sie uns dies gerne schreiben: davidweber@menschenrechtefuerpriesterkinder.de
und/oder admin@menschenrechtefuerpriesterkinder.de
      
Wir wissen dass die katholische Kirche über viele Jahre einen ungeheuren (sozialen, finanziellen und psychologischen) Druck aufgebaut hat, unter dem viele Betroffene glauben nicht sagen zu dürfen, dass ihr Vater oder der Vater ihres Kindes katholischer Priester ist. Dieser Druck bezieht sich jedoch auf keinerlei geltende Regeln außer kircheninternen, (die im Rechtsstaat nicht bindend sind), ja, es ist rechtswidrig ihn aufzubauen. Durch diese Website und die sie begleitenden Aktionen (Demonstrationen, Vorträge, Interviews etc.), auch durch die von anderen Betroffenen gestaltete Website www.priesterkinder.com, ist es  nun bereits gelungen, das Thema politisch zu erörtern, die Gesetzesbrüche der Kirche zu benennen, und den Druck damit zu einem Teil von den Betroffenen zu nehmen und stattdessen auf die Kirche zu legen. Wir würden uns aber sehr freuen, wenn sich weitere "Priesterkinder" oder deren Mütter melden würden, damit der Kampf für Gerechtigkeit in dieser Sache noch breiter wird und sich auch das Selbstverständnis der Betroffenen weiter verändert.
      
Wenn Sie möchten  können Ihre Zuschriften auf dieser Seite veröffentlicht werden, auf Wunsch behandeln wir sie aber auch vertraulich.
      


      

Nicole Eva-Maria Brandt ist eine seit langem in Amerika lebende Deutsche und Tochter eines deutschen Ordenspriesters. Vor einiger Zeit hat sie, damals noch ohne von unserer Website zu wissen, eine Facebook- Seite für Kinder katholischer Priester kreiert, den einleitenden Text haben wir ins Deutsche übersetzt :

      
Hallo, mein Name ist "Presence". Ich bin die Tochter eines katholischen Priesters und war in meines Vaters Leben ein Geheimnis. Meinen Halbbruder und meine Halbschwester habe ich erst nach dem Tod des Vaters kennengelernt. Unser Onkel hat mehr als zwei Jahre versucht uns zu enterben und unsere Existenz zu leugnen.

Die Herausforderung die "sichtbar sein" in meinem Leben bedeutet hat, hat mich motiviert, diese (Facebook-)Seite zu gründen, weil ich glaube, dass es noch viele (versteckte) Kinder von katholischen Priestern und deren Mütter bzw. Geschwister gibt, die ein solches Forum zum erzählen ihrer Geschichte brauchen. Hier ist es. Wir sind nur so belastet, wie unser Leben geheim ist. Alles dessen man sich bewusst ist, wird heller, auch Scham. Während wir Schuld gewöhnlich mit eigenen Taten verbinden, ist Scham das Gefühl oder der Glaube an sich fehlerhaft zu sein. Dieses Gefühl wurde Priesterkindern lange suggeriert, obwohl es falscher nicht sein könnte.
      
Meine "Scham" bestand aus dem Gefühl, dass mein Leben nicht wertvoll sei, meine Heilung begann, als ich mich entschloss "offen" zu leben. Ich hoffe mit dieser Seite einen sicheren Platz für Eure Geschichte geschaffen zu haben. Gemeinsam können wir die Diskrepanz zwischen dem was wir dachten sein zu sollen - nämlich verschämt und still über unsere Existenz - und das was wir geworden sind und noch werden - leuchtend und unserer Berufung gerecht - überwinden.
      
Siehe auch www.childrenofcatholicpriests.com


David Weber, der Initiator  dieser Website, hat noch einmal ganz andere Erfahrungen gemacht, sein Vater, der ehemalige Provinzial  des Jesuitenordens von Australien, wurde
an eine dem Orden genehme Witwe zwangsverheiratet, um  durch dieses Konstrukt  noch besser den Kontakt mit seiner wirklichen Familie verhindern zu können.



Veronika Egger, Tochter eines katholischen Priesters, schildert in einem Mail die sehr seltsamen und klar rechtswidrigen Regelungen, die in ihrer Kindheit bezüglich Kontakt mit ihrem Vater und Unterhalt getroffen worden waren. Sie erwähnt allerdings auch, dass sie nun die offizielle Erbin ihres Vaters ist, ein Zeichen, dass es sich lohnt zu kämpfen und die (rechtliche) Lage sich verändert.
Das Mail in Auszügen:
      
       ...bei mir hätte das Ordinariat den Kontakt offiziell erlaubt, wenn eine kirchliche Aufsichtsperson dabei gewesen wäre, sozusagen ein Anstandswauwau...
       
      ...die Unterhaltsregelungen wurden zwischen meinem Vater und dem Jugendamtsleiter geklärt, er musste dann nie einen regulären Unterhalt zahlen. Er hatte sich gegenüber dem Jugendamt bereit erklärt, für uns zu sorgen (Lebensmitteleinkauf, größere Anschaffungen finanzieren), und damit hat ihn das Amt dann gewähren lassen. Warum und was da alles dahintersteckte, keine Ahnung. Meine Mutter hatte zu der zeit schon so viele Kämpfe mit dem Amt ausgefochten (weil sie den Vater zunächst geheim hielt, wurde ihr angedroht, mich ihr wegzunehmen), dass sie nur froh war, endlich Ruhe zu haben - sie hat die Regelung dann akzeptiert...
          
      ...ich bin übrigens [jetzt] Alleinerbin meines Vaters. Mal abwarten, ob da im Fall der Fälle auch ein Kampf mit der Kirche droht...
       
      ...[Ihr] konzentriert Euch [bisher sehr] auf Kontakt, Unterhalt und Erbe. Möchtet [Ihr] die Ausgrenzung der Priesterkinder im Alltag (Kindergarten, Schule, Vereinsleben, etc.) vielleicht auch mit aufgreifen?
       
      Viele Grüße,
      Veronika.     


Siehe auch "Methoden der Diskriminierung" in rechtlich.

Die Mutter von David Weber, Wiltrud Weber schildert außerdem in einem Mail Einzelheiten:

"Mail an Sympathisantin"

Wenn Sie prüfen lassen wollen, ob und wie Sie, weil Ihnen Grundrechte auf Kontakt, Unterhalt und Erbe vorenthalten wurden, Rechtsansprüche gegenüber der katholischen Kirche geltend machen können, können Sie die Kanzlei der Rechtsanwältin Karen Mücher sowie der Rechtsanwälte Martin Klingner und Mark Nerlinger in Hamburg, oder die Kanzlei der Rechtanwälte Alexios Baxevanis und Thomas Franz in Frankfurt am Main kontaktieren. Für die Kontaktdaten siehe rechtlich.       

Sie können dies direkt  tun, oder Ihre Anfrage zuerst an uns richten, in diesem Fall würden wir die Anfrage dann an die Kanzlei weiterleiten.                               

Widmung

Nach reiflicher Überlegung haben wir entschieden, diese Website Thomas Forster und Nathan Halbach zu widmen, die beide Söhne katholischer Priester waren, und 2007 und 2009, im Alter von 30 bzw. 22 Jahren gestorben sind.                     

Kurzbiographie

Thomas Forster

Thomas Johannes Forster (geb.1977), Deutscher, war der Sohn einer Kunstlehrerin und eines Benediktiner-Priesters. Dass dieser sein Vater war erfuhr er erst mit 9 Jahren, obwohl er schräg gegenüber von ihm aufgewachsen war. Auch danach musste er es nach außen aber noch weitere drei Jahre geheimhalten (Schon die verspätete und dann plötzliche Information muss ihn an seiner eigenen vorherigen Wahrnehmung haben zweifeln lassen, was für ein Kind ein ungeheurer Schock sein kann). Als Thomas 12 war heirateten seine Eltern dann sogar, das Zusammenleben mit einem vom jahrelangen Ordensleben geprägten Mann und Vater gestaltete sich aber schwieriger als gedacht. Mit 18 Jahren wurde bei Thomas Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert, den er mit Hilfe einer Chemotherapie noch besiegte. Danach veröffentlichte er seine Autobiographie "Weil mein Vater Priester ist...".
Am Karfreitag 2007 starb er an einem plötzlichen Herzinfarkt.

Kurzbiographie

Nathan Halbach


Nathan Halbach (geb.1987), Amerikaner, war der Sohn einer Bürokauffrau und eines Franziskaner-Priesters. Er wusste wer sein Vater war, er und seine Mutter wurden aber vom Franziskaner Orden mit einem der üblichen Schweigepapiere dazu genötigt dies nicht öffentlich zu sagen. Sein Vater hatte Nathan noch selbst getauft, traf ihn danach jedoch erst wieder als Nathan 13 war. In der Zeit danach gab es einige Begegnungen, der Vater verhielt sich ihm gegenüber aber durchgehend kalt und zynisch. Obwohl der (heimliche) Kontakt aber eben schon lange hergestellt war, bestand der Vater, wohl auf Druck seines Ordens, plötzlich noch einmal auf einem DNA Test zur Feststellung der Vaterschaft, nachdem Nathans Mutter die Franziskaner gebeten hatte finanzielle Hilfe für dessen College-Gebühr zu leisten. Es war wohl dieses Bestehen auf den Test (obwohl nie ein Zweifel an der Vaterschaft bestanden hatte), der Nathan noch einmal tief verwundete.
In seinem zweiten College-Jahr begann Nathan doppelt zu sehen, kurz danach wurde ein Hirn-Tumor diagnostiziert. Nachdem der Franziskaner Orden sich weigerte, für die Behandlungskosten zu zahlen, wandte sich Nathans Mutter an die Öffentlichkeit und machte die Identität des Vaters bekannt. Der Orden drohte ihr daraufhin sogar (während Nathan schon schwer krank war) sie auf eine "Vertragsstrafe", wegen Bruch der Schweigeverpflichtung, zu verklagen.
Nathan Halbach starb im November 2009.
      
Siehe auch Artikel in der New York Times vom 16. 10. 09