Menschenrechte für Priesterkinder

 

Verschärfter Sitzstreik vor St. Georgen

Alles ins Archiv verschieben, erstmal nicht veröffentlichen

Während der 13 Tage, die David Weber im Gefängnis war, traf er dort auf einen anderen Haeftling, der ggf. 3 Monate bleiben musste, weil er 1 Monat (!!!) keinen Unterhalt bezahlt hatte, um damit gegenüber der Mutter seiner Kinder dagegen zu protestieren, dass er die Kinder nicht sehen durfte.  Merke: Wenn ein Normalbürger (sehr kurz) keinen Unterhalt zahlt, kommt er ins Gefängnis. Wenn ein betrügerisches Konstrukt der katholischen Kirche verhindert, dass ein ehemaliger Priester Unterhalt zahlen muss, kommt der Geschädigte ins Gefängnis.  26. 2 2010: David Weber: Ich war ein politischer Gefangener.

23. 2. 2010: 13 Tage nach seiner merkwürdigen Festnahme, ist David Weber seit heute wieder frei. Er kündigt an: "Ich werde die Motive der Staatsanwaltschaft Düsseldorf prüfen lassen". (Siehe hierzu auch den Text von Wiltrud Weber in "Aktuell").

17. 2. 2010: Die Bedingungen für David Weber während der Infhaftierung sind nicht gut (u.a. wurde ihm eine Verlegung in den "Bunker" angedroht), weil er die poltischen Zusammenhänge benennt und die  Motive der Staatsanwaltschaft Düsseldorf hinterfragt. Es wird mehr Druck auf ihn ausgeübt, als es bei Gefängnisinsassen normalerweise der Fall ist. Er behält sich vor, trotz allem gegebenenfalls in den Hungerstreik zu treten.

14. 2. 2010: David Weber wurde letzten Mittwoch, den 10. 2., vordergründig wegen einem beinahe verjährten Fall von  Schwarzfahren zu Ersatzstrafe inhaftiert. Die Protestaktion wird natürlich trotz dieser Umstände fortgeführt.


Sitzstreik vor St.Georgen ab sofort wieder auch nachts (22. 12. 2009) => Videoaufzeichnug

Erklärung zur Situation vor St. Georgen

Erklärung von Wiltrud Weber zur rechtlichen Situation und den Privilegien der Kirche im deutschen Rechtsstaat vom 21. 12. 2009

Die Erklärung von Wiltrud Weber zum Beginn des Hungerstreiks am 6. 10.

Antwort von David Weber auf die Erklärung des Jesuitenordens vom 2. 11.

Wer seine Solidarität mit dem Hungerstreik von Wiltrud Weber ausdrücken, aber den Jesuitenorden auch aufforden möchte, sich endlich einer Diskussion zum Thema "Diskriminierung von Priesterkindern" zu stellen, kann an folgende Adressen mailen:
 
provinzialat.ger@jesuiten.org
(provinzialkat in München)
 
kollegsrektor@sankt-georgen.de
und
rektorat@sankt-georgen.de
(Leitung von St.Georgen)

curgen@sjcuria.org
(Leitung des Jesuitenordens in Rom)

---------------------------------------------------------

Bericht vom Hungerstreik

5. 11.    In den letzten Tagen gibt es immer wieder sehr interessante Gesprächspartner vor St. Georgen. Gestern war ein alten Ehepaar bei meiner Mutter, offensichtlich war vor allem der Mann ein "Insider" der Kirche und auch in St. Georgen. "Da wird jetzt viel über das ganze Thema diskutiert, am Wochende hat mich ein Student auf die von Ihrem Sohn im Fernsehen gemachten Aussagen zur Zwangsverheiratung angesprochen.", sagte er gleich am Anfang. Dann erläuterte er aber noch mehr aus dem Inneren des Ordens und die über die kircheninternen Entwicklungen, die auch mit "unserem" Thema zusammnhängen und wirklich bezeichnend sind. Wären Jesuiten nicht immer wieder so absolut falsch und zynisch gegenüber uns gewesen, könnte man fast für sie traurig sein: "Im Jesuitenorden kursiert seit einiger Zeit intern ein Papier, in dem die Führung um Toleranz gegenüber Mitgliedern bittet, die homosexuell sind. Daraufhin haben dann einige der anderen Mitglieder - nicht zu Unrecht - bemerkt, dass es ihnen schwerfalle, diese zu üben, während sie selbst, die eine Partnerschaft mit einer Frau leben, sich dafür verteufeln lassen und die Frau, und manchmal das Kind, dem bekannten psychischen Druck aussetzen sollen". Auch in einigen weiteren Bemerkungen gab der Mann zu verstehen, dass es, wohl vor allem ältere Amtsinhaber, wie einem alten Bischof, den er kennt, sehr traurig macht, dass der Hass auf heterosexuelle Beziehungen und Kinder zu einer stetigen Homosexualisierung der katholischen Kirche geführt habe. "Die Priester mit Kindern müssen sich und ihre Familien immer neuen psychischen Qualen aussetzen, während am Altar die Schwulen und Kinderschänder stehen." Der Bischof, der dies sagte, sei sehr verzweifelt gewesen, hoffe aber, "dass es den alten Gott noch gibt", der dies alles dereinst einordnen würde. Auch ich, das darf ich noch bemerken, manchen mag dies erstaunen, glaube in ziemlich altmodischem  Sinne an das Gute und das Böse, und die Bestrafung böser Taten, auch nach dem Tod. Dass die heutigen Mitglieder des Jesuitenordens, nach ihren Taten und Lügen, daran eher nicht  glauben wollen, ist natürlich auch klar.  
1. 11.

"Nachdem wir am Donnerstag Abend selbst auch noch die Austrahlung der Sendung "Markus Lanz " gesehen hatten, mussten wir ein Positivum und ein Negativum festhalten: Es war mir gelungen, den  politischen Kernpunkt unserer Initiative deutlich zu machen, nämlich, dass es der katholischen Kirche nicht weiterhin erlaubt werden darf, dass sie staatliche Gesetze bricht um menschenfeindlichen internen  Regelungen gerecht zu werden. Wir mussten leider jedoch auch feststellen, dass von den Äußerungen meiner Mutter, die ohnehin schon am wenigsten zu  Wort gekommen war, dann auch noch vieles nachträglich rausgeschnitten worden war. Dies ist bei dem Thema natürlich wirklich schlimm, leider jedoch auch bezeichnend, da ja auch die katholische Kirche eben nie nur einen Gedanken daran verschwendet, was Ihr  Handeln für die jeweilige Mutter des Priesterkindes bedeutet. Die eher nachdenkliche und ausführliche Art meiner Mutter, sich zu äußern, hatte dem Moderator Markus Lanz schon im Vorgespräch nicht so recht gefallen, sie schien ihm wohl nicht in die Art der Sendung zu passen. Dass dann bei der Ausstrahlung noch die wirklich verletzende Formulierung "hatte eine Affäre  mit einem Jesuiten-Priester" unter meiner Mutter eingeblendet wurde, hat uns sehr geärgert. Die Familien und Partnerschaften von katholischen  Priestern sind genauso ernst zu nehmen wie alle anderen auch, und es ist eben leider nur die jahrhundertelange Praxis der katholischen Kirche, diese in Praxis und Wortwahl herabzusetzen, die Menschen denken lässt, sie könnten sie "Affäre" nennen. Bei mögliche weiteren Sendungen würden wir vertraglich festlegen lassen, dass solche Bezeichnungen nicht verwendet werden. Die nun breitere Berichterstattung über die Entrechtung von Priesterkindern, und die Rolle, die wir dabei spielen, regt nun einige Jesuiten in St. Georgen wohl doch so sehr auf, dass ihr Verbot uns irgendwie anzsprechen nicht mehr völlig eingehalten wird. Heute fuhr ein Jesuit etwas langsamer, drehte sein Fenster herunter, und rief: "Wann hören Sie denn hier endlich auf, Sie Idiot!" und zeigte mir dann noch den Vogel. Nun meine Herren, wir können dann aufhören wenn Sie das von Ihnen verantwortete Unrecht anerkennen, und versuchen es ansatzweise wiedergutzumachen. Die von uns erlebte Entrechtung war zu groß, als dass wir vorher aufhören könnten. Aber abgesehn von unserer Präsenz vor St. Georgen hat die Öffentlichkeit auf jeden Fall einen Anspruch darauf, über die Gesetzesbrüche des Jesuitenordens, und der katholischen Kirche insgesamt, gegenüber Priesterkindern zu erfahren, auch damit diese sich so nicht wiederholen."  
29. 10.

Aufgrund der beschriebenen Anstrengungen, den Hungerstreik vor St. Georgen als Standort aufrecht zu erhalten und dort Auskunft zu geben, und da keine andere, für einen Hungerstreik geeignete Örtlichkeit zur Verfügung steht, ist Wiltrud Weber in strengem Fasten und nicht im vollkommenen Hungern. Der Hungerstreik wurde außerdem wegen der heutigen Sendung Markus Lanz im ZDF unterbrochen, näheres dazu im Kasten Aktuell.  
23. 10.
  Der Zustand meiner Mutter ist stabil, auch wenn die Anstrengung, ich wiederhole es, unbeschreiblich ist. Gestern und heute früh hat ein Journalist eines Fernseh-Magazins vor St. Georgen gedreht. Es kam dabei zu fast historischen, teils auch bizarren Szenen. Die von ihm zu uns befragten Studenten trauten sich fast alle nichts zu sagen und ergriffen regelrecht die Flucht. Zwei ehemalige Studenten, die zu einer Art Klassentreffen hier sind, sprachen jedoch sehr kenntnisreich und seriös in die Kamera, und sagtem dem Journalisten auch, dass sie es sehr gut fänden, dass wir hier seien, und uns inhaltlich voll recht gäben. Der Eine von ihnen hatte wohl auch sehr schlechte Erfahrungen gemacht, als er das Priesterseminar verlassen hatte. Heute früh dann viel Entlarvendes, vieles, was wirklich an eine ertappte Sekte erinnert: Ein junger Seminarist (er ist wohl 20, sieht aber mehr aus wie 10) plappert erst nach, verplappert sich aber dann: natürlich seien auch Priesterkinder "Kinder Gottes", ja, sie stünden sogar unter besonderem  Schutz  (das haben wir wahrlich gemerkt in  den Jahren der Verfolgung). Aber das "Erbrecht" sei nun mal "an die Kirche übergegangen".  Groteske Selbstentlarvung, sowas, schon dem Nachwuchs wird gelehrt, dass man sich bei der Entrechtung der eigenen  Kinder nicht an die staatlichen Gesetze halten müsse. Aber es wurde noch bezeichnender: Plötzlich erscheint ein Jesuit im Tor von St. Georgen (dem Bild auf der Website nach war es Heinrich Watzka), fuchtelt angstvoll rum und droht dem Journalisten: "Wenn Sie hier weiter drehen, zeige ich Sie an, geben Sie Ihren Namen". Der Journalist ist routiniert, lässt sich nicht einschüchtern, dreht weiter und spricht den Jesuiten inhaltlich an. Als ich höre, dass dieser  versucht, uns runterzumachen, trete ich näher, mische mich ein, konfrontiere ihn selber noch einmal mit den Taten des Ordens. Trotz Verbot bleibt er stehen, antwortet, und gibt, im Zustand völlig verängstigter Aufregung, sehr vieles zu, was die Kirche so noch nie gesagt hat: "Ja, natürlich gibt es diese Schweigepapire zum Unterhalt, tausendfach". Auf meinen Vater angesprochen (oder genauer, darauf, dass fünf Jesuiten dessen Beerdigungsmesse zusammen zelebriert hatten), der Ordensprecher hatte immer so getan, als wüsste man so gerade eben, wer  das war, ist er bestens  informieret: "Ja, der Pater Kelly war eine sehr respektierte, angeshene Person im internationalen Orden. Nur, weil so etwas passiert (die Wortwahl tut einfach immer wieder sehr weh), wird man ihn nicht für immer ächten". Nein das wird man nicht tun, wenn seine Strafe dadurch verbüßt ist, dass er auch einen kleinen Teil dazu beigetragen hat, dass seinem Kind und der Mutter die Lebensgrundlagen , vom wichtigen Kontakt am Anfang, bis zum Erbe am Ende, entzogen wurden. Watzka ist immer aufgeregter, fast scheint es, als wolle er noch mehr zugeben und sich rechtfertigen, als plötzlich noch jemand auftaucht, anscheined eine  Art "Major Domus", meines Erachtens kein Jesuit, de facto der Mann fürs Grobe. Er unterbricht das  Gespräch, droht die Polizei zu holen, wenn der Journalist und wir nicht die 50cm hinter die Besitzgrenze zurückgingen, und drängt Watzka ab. Er rüpelt uns noch etwas an und zeigt auch später, bei einem Gespräch über an die Wand von St. Georgen geworfene Eier (ja tatsächlich, eine verwirrte Frau, die einem sehr  Leid tun konnte, hatte das heute Nacht vor meinen Augen getan), seine  schlechten  Manieren, indem er die Frau höhnisch auslacht. Den Zusammenstoß mit dem aufgeregten Jesuiten aber werden wir nicht vergessen. Ein guter Teil davon ist auf  Kamera festgehalten, der Orden wird sicher versuchen, die Verwendung in der Sendung zu verhindern, aber ich glaube so einfach ist das jetzt schon nicht mehr, das Thema ist jetzt teilweise schon enttabuisiert. Aber auch einfach für meine Mutter und mich bleibt es denkwürdig: Die Angst, die völlige Zerstörung, die die Gehirnwäsche bei diesem Mann angerichtet hat. Er hat versucht, uns vor dem Journalisten runterzumachen, auch er hätte meine Mutter in den nun schon vielen Nächten vor St. Georgen, immer nur auf einem Stuhl schlafend, sterben lassen, obwohl er weiß, dass wir  Recht haben. Und dennoch konnte er einem fast Leid tun, gefangen in der Furcht, etwas Falsches zu sagen, es dann gerade deswegen doch sagend, und immer im Wahn seines völlig verirrten Männerbundes, dass es seine "heilige" Pflicht sei dazu beizutragen, dass Kindern der eigenen Kollegen nie etwas zurückgegeben  wird, das sie für immer enrechtet bleiben. Obwohl ich selbst an all die Jahre des  Leids denken musste, bei der Begegnung mit ihm, und auch an die Priestekinder, die über die Jahrhunderte gelitten haben, hoffe ich doch, dass er jetzt nicht eine  Buß-Srafe bekommt, weil er das Schweigegebot gebrochen hat (und ich nun eben auch glaube erkannt zu haben, dass er Heinrich Watzka war).  
19. 10. (vierzehnter Tag)

Der Zustand meiner Mutter hat sich wieder etwas stabilisiert, es besteht keine akute Gefahr. Aber die Anstrengung ist natürlich unbeschreiblich, sie ist sehr erschöpft (ich bin es auch).   Was vor St. Georgen stattfindet ist schlicht ein Wettlauf. Ein Wettlauf, der dadurch entschieden wird, ob rechtzeitig genügend öffentlicher Druck aufgebaut wird, um den Jesuitenorden dazu zu zwingen, anzuerkennen, dass Gesetze (staatliche, moralische) auch für ihn gelten, und dass er für begangenes Unrecht Wiedergutmachung leisten muss, oder ob wir in einem Moment sterben würden, in dem noch nicht genug Leute davon mitbekommen würden, als dass es für den Orden wirklichen Schaden bedeuten könnte. Ich weiss, dass dies harte Worte sind, aber genau darum geht es: das Verhalten der Ordensmitglieder  zeigt uns immer wieder, dass sie genau das denken. Denn einerseits ist sehr viel in Bewegung, auch die Unterstützung aus der Stadt nimmt deutlich zu. Und  in St. Georgen gärt es, in jeder Hinsicht. Es gibt, erstmals eigentlich, klassiche Vertreter des katholischen Mobs, der versucht uns zu  provozieren (hämisches Winken von Studenten aus St. Georgen, auch eine direkte Beleídigung,: "Du Drecksau"). Aber ich hatte heute auch ein fast denkwürdiges Gespräch mit einem Mitglied des Förderkreises von St. Georgen. Der Herr hat mich nach einer größeren Veranstaltung, die drinnen stattfand, aufgesucht. Sehr um die richtigen Worte bemüht, versuchte er, sich so ein bisschen für den Orden bei mir zu entschuldigen. Er betonte dabei immer wieder, dass er auch wisse, dass dies den Opfern nichts nütze, dass ich aber doch versuchen solle zu verstehen, welche internen Mechanismen dazu führten, dass der Orden eben meine "Strafmaßnahmen" ergreifen musste, wenn ein Mitglied die Regeln gebrochen habe, eben auch dann wenn Dritte dadurch brutal  geschädigt werden.
Sehr interessant war dabei, dass er mitteilte, von unserem und anderen Fällen in einer internen Info-Veranstaltung für Gönner und Förderer erfahren zu haben, in denen der Orden, offensichtlichtlich um seinen Ruf und vor allem um weitere Spenden besorgt, versucht habe, sein Verhalten  zu rechtfertigen. Was er seinen Sympathisanten dort mitteilte, waren dann wohl auch  wiederrum eher Halbwahrheiten, aber z.B. etwas völlig anderes, als er den von ihm offensichtlich als "nützliches Fussvolk" empfundenen Studenten und Mitarbeitern von St.Georgen erzählt hat, die man mal nur ein bisschen aufwiegeln wollte. Der Herr verabschiedete sich, nachdem er noch einmal beteuert hatte, dass auch er hoffe, der Orden möge sehr schnell erkennen, dass es zum erwachsenen Menschen gehört, dass Handlungen auch Folgen für andere haben, und dass, wenn diese dabei zu Schaden kommen, dafür dann Verantwortung zu tragen und Wiedergutmachung zu leisten ist. Ich sagte ihm, dass diese Erkenntniss nun aber wirklich sehr schnell kommen müsse.
Gestern bereits hatte uns überdies ein regelmäßiger Besucher schon mitgeteilt, dass "der Orden sehr durcheinander ist, durch Ihre Aktion". Andereseits versucht der Kern des Ordens selbst mit aller Gewalt noch einmal die Reihen zu schließen, um dadurch vielleicht endgültige Fakten schaffen  zu können. Es scheint letzte Woche noch einmal einen internen Appel gegeben zu haben (es ist im Moment auch "Besuch" aus München hier), um gemeinsam noch einmal den Versuch machen zu können, durch brutale Härte einzuschüchtern. Einige wenige (u.a ein Jesuit aus Indien), die meine Mutter immer recht freundlich gegrüßt hatten, "dürfen" sie nun auch nicht mehr sehen, in den Nächten bei unter null grad wird gewaltsam in die andere Richtung geguckt. Der Ausgang des Wettlaufs ist also offen. Er hängt, ich weiderhole es, von dem Grad an öffentlichem Druck ab, der aufgebaut werden kann. Ich bedanke mich deshalb noch einmal für die schon geleistete Unterstützung, und bitte darum diese noch vermehrt fortzusetzen. Vielen Dank.     
15. 10. (zehnter Tag)
  Der Zustand meiner Mutter hat sich deutlich verschlechtert, überhaupt sind die physischen Belastungen maximal.  Der Jesuitenorden versendet im Moment eine mehr oder weniger gleichlautende Antwort an Unterstützer von uns: Der Sprecher des Ordens traut sich dabei offensichtlich nicht mehr, den Konflikt zwischen uns und dem Orden irgendwie zu kommentieren, sondern versucht nur noch die Deutsche Provinz, sowie St.Georgen, von einer "Verantwortung" für den Ausgang des Hungerstreiks freiszusprechen, da diese "nicht die richtigen Adressaten" unserer Forderung seien. Es ist derselbe Sprecher, der etwa ein Jahr lang eine Presseerklärung zu unserem damaligen Sitzstreik herausgegeben hat, die, aus Versatzstücken falscher Informationen des Generalats in Rom, der australischen Provinz, und, noch am wenigsten, des eigenen Provinzialats zusammengesetzt war. Der Orden war hier also international und vernetzt genug, um sehr schnell (falsche) Daten aus verschiedenen Ländern zusammenzutragen, um die Presseerklärung verfassen zu können. Es wird ihm daher nicht gelingen, nun plötzlich eine  Unabhängigkeit der deutschen Provinz oder gar von St. Georgen zu behaupten, die diese von einer Mitschuld  am vom Orden begangenen strukturellem Unrecht freispricht. Umso weniger, als die Strukturen zur Diskriminierung  der Kinder von Ordensmitgliedern ja weltweit bestehen.  Also: Jeder einzelne Jesuit in St.Georgen weiss, dass sein Orden uns gegenüber Unrecht begangen hat, und dass auch er dieses Unrecht in einer so internationalen, zentralistischen Organisation mit vertritt. Er wird deshalb seine auch persönliche Verantwortung für den Ausgang des Hungerstreiks nicht "weiterreichen" können.  Hierzu sei auch noch folgendes angemerkt: Der Generalobere des Ordens in Rom, ist, wie von jeder Universiät des Ordens, auch "Kanzler" von St. Georgen. St. Georgen ist in dieser Hinsicht im Status vergleichbar der Botschaft eines Staates in einem anderen Land. Und es ist in jeder Hinsicht angemessen, vor der Botschaft eines Staates gegen das von diesem begangene Unrecht zu demonstrieren.  
14. 10. (neunter Tag)

Die physische Belastung ist extrem (inzwischen ist es ja auch kalt), es wäre albern darum herumzureden. Leztendlich ist sie aber nur ein Detail, in gewisser Hinsicht unterstreichen die Bedingeungen nur unsere Forderung.   Obwohl es das Thema dieser gesamten Website ist, möchte ich noch einmal, gerade auch aus der Extrembedingung von vor St. Georgen, kurz zusammnfassen, was für ein unglaublicher Gedanke der Diskriminierung von Priesterkindern zugrundeliegt, und welche Folgen dies für sie hat: - Die katholische Kirche hat vor tausend Jahren (!) eine Regel aufgestellt, aufgrund derer diese Institution glaubt,  und auch die einzelnen Priester glauben sollen, dass es etwas Schlimmes sei, wenn ihre Priester Kinder haben, also neues Leben in die Welt setzen. Da dies so lange so gepredigt und gelebt wurde, hat sich teilweise ein wirklicher Hass auf Priesterkinder, also auch auf die eigenen Kinder entwickelt, der dazu führt, dass die Kirche alle rechtlichen, politischen und sozialen Register zieht, um diese, die Kinder ihrer eigenen Priester, möglichst vollständig um die ihnen zustehende finanzielle Unterstütztung, den ihnen zustehenden sozialen Status, die ihnen zustehenden familiären Beziehungen zu bringen. Diese Ablehnung der eigenen Kinder, in gewissser  Hinsicht die Ablehnung des eigenen Fleisches und Blutes, der natürlich psychologisch auch einen sehr bedenklichen Selbsthass offenbart, führt dann dazu, dass es zu solch grotesken und schaurigen Szenen kommt, wie jener vorletzte Nacht, in der vier Jesuiten von einer Veranstaltung zurückkehren und größte Anstrengungen darauf verwenden, so zu tun, als ob sie mich, etwa vier Meter von ihnen stehend, und meine Mutter, auf einem Klappstuhl daneben sitzend, auf der völlig leeren Strasse nicht sehen. Sie wenden diese Sebstbezwingung auf, um, was immer sie empfinden mögen, was immer das für die Reputation ihres Ordens bedeutet, nicht der erste sein zu müssen, der ein Zeichen von Bereitschaft gibt, Priesterkindern etwas zurüch zu geben. Trotz meiner Bitterkeit können einem die Herren fast leid tun dafür, sich selbst so weit entfremdet zu sein. So weit, wirklich zu glauben, es sei ihre Pflicht den Diebstahl an den eigenen Kindern weiter aufrecht erhalten zu müssen. - Die Priesterkinder sind durch das Verhalten der Kirche ihnen gegenüber in eine Lage gekommen, wie keine andere Gruppe in der Gesellschaft. Abgesehen davon, dass sie finanziell und sozial massiv betrogen werden, müssen sie, wenn sie einigermassen  Selbstrespekt bahalten wollen, lernen, die Bereufsgruppe des Vaters als feindlich zu begreifen, als eine Gruppe, gegen die man sich wehren muss, und über die man sich keinerlei Illusionen machen darf, wenn man verhindern will dass sie einen immer wieder neu angreift und beraubt. Auch ich finde dies hier vor St. Georgen manchnal schon absurd: Ich sehe einen Jesuiten herauskommen und  würde vielleicht normalerwesie denken: In dem Alter, in dem er jetzt ist, hatte mein Vater auch gerade eine Dozenten-Stelle in einem ähnliche Haus, vielleicht sogar im gleichen Fach. Aber ich muss denken: Vielleicht kommt er gerade von einer Besprechung, in der erörtert wurde, bis zu welchem Grad öffentlichen  Drucks es man sich leisten könnte meine Mutter hier sterben zu lassen, oder welche Verbindung zu welchem Politiker man nutzen könnte, um uns doch noch hier wegzubekommen. Es ist wirklich sehr traurig. - Die Gesellschaft findet sich deshalb mit einer Gruppe wieder, die ihr, wie sonst keine, die Grenzen des Rechtstaates vor Augen führt. Obwohl diese staatliche Gesetze brechen, wird die Entrechtung von Priesterkindern mit internen kirchlichen Regeln gerechtfertigt, als ob diese auch gelten würden, wenn sie direkt zur Benachteiligung bestimmter Menschen aufrufen. Und sie bekommt vor Augen geführt, dass es, um die ansonsten für alle geltenden Regeln und Normen nicht zu entwerten, der absolute Wille der Zivilgesellschaft sein muss, der Kirche in die für alle anderen geltenden Regularien hineinzuzwingen, da sie sonst auch selbst nie den Schritt zu der Erkenntiss machen kann, dass sie sich von  fast wahnhaften, in völliger Verblendung entwickelten Vorstellungen, wie eben der einer "Pflicht"dazu, den eigenen Kindern möglich alles wegzunehmen und ihnen weh zu tun, befreien muss.  Ohne angeben zu wollen bin ich stolz darauf, dass wir mit unserer Initiative schon jetzt zu einer ersten wirklichen Veränderung der Wahrnehmung dieses Themas beigetragen haben und es ein Zurück zum Umgang damit, der vor unsereer Initiative üblich war, nicht mehr geben wird. So hart es hier physisch im Moment ist und so dramatisch es ausgehen mag, wird sich diese Veränderung nicht mehr aufhalten lassen.  
11. 10. (sechster Tag)

Das Wetter ist schlecht, die Anstrengung enorm, aber es geht.
10. 10. (fünfter Tag)

Meiner Mutter geht es den Umständen entsprechend gut, es besteht jetzt noch keine Gefahr. Mit am anstrengensten ist eigentlich der Umstand, dass wir hier, im Gegensatz vielleicht zu anderen, die vergleichbare Streiks gemacht haben, ja keinen extra dafür abgeschirmten Platz in Anspruch nehmen, sondern der Hungerstreik eben zwischen dem um ihn herum weeiter laufenden Alltag organisieren müssen.Wir müssen also manchmal quasi  gleichtzeitig z.B. den Aktenkoffer mit dem Info-Material gegen Regen abdecken und einem vorbeikommenden Passanten den Hintergrund der Thematik erklären, und dabei aufpassen dass das Schild mit "Hungerstreik gegen den Jesuitenorden" nicht umfällt. Multitasking unter schwierigsten Bedingungen also.  Dass eine Organisation, die mit dem von ihm begangenen Unrecht konfrontiert wird, wie jetzt der Jesuitenorden von uns, zuerst nichts zugeben wird, oder versuchen wird, sich zu rechtfertigen, ist normal. Einfach schwach und enttäuschend ist aber immer wieder nicht nur der Fakt, sondern auch  das Niveau der falschen Informationen, die der Orden nach innen, z.B. an die Studenten dort gibt. Wie wir in Gesprächen mit diesen, etliche davon sind durchaus wohlwollend, nämlich immer wieder feststellen, wurde oder wird ihnen gegenüber zum Hiuntergrund unserer Geschichte schlichter, aber schon auch verleumderischer Blödsinn verbreitet. Wenn ich bei einem Konflikt, bei dem es um die Vorenthaltung elementarer Menschenrechte geht, um die Zwangsverheiratung eines Menschen, mit dem Ziel seine wirkliche Frau und das Kind zu bestrafen, später dann um den Hinterzug von Erbe und die Vertuschung des Geschehenen, dann zum Beispiel höre, wie eine Studentin sagt: "Aber die Kirche akzeptiert doch Priesterkinder als Kinder Gottes und ist bereit sie zu taufen." ist das natürlich eher noch unfreiweillige Satire. Leider jedoch merken wir auch an ernsteren Fehlannahmen immer wieder, dass  in St. Georgen eine schlicht absolut falsche Darstellung unserer Geschichte stattfindet, bei der nicht mal die Jahreszahlen stimmen und die Fakten konsequent verdreht werden. Deshalb an dieser Stelle auch die Einladung an alle Leser dieser Berichte in St. Georgen (Ich hörte dass es die gibt): Sie können sich auf dieser Website, z.B. in dem "Mail an eine Sympathisantin", oder vor den Toren bei uns direkt über die Hintergründe unserer Geschichte, aber auch der Diskriminierung von Priesterkindern allgemein informieren. Die vom Orden herausgegebene Presseerklärung ist  falsch, möglicherweise werden Sie von der Führung der Jesuiten bewusst belogen.  
9. 10. (vierter Tag)
  Während ich gestern im Internet-Cafe war, bekam meine Mutter vor St. Georgen Besuch von einem jungen Priester (Jesuiten-Anwärter?). Er begann das Gespräch so: "Möchten Sie das jetzt hier wirklich durchziehen und dann in zwei Monaten qualvoll sterben?" Abgesehn von der Geschmacklosigkeit, soll sowas wahrscheinlich auch der Einschüchterung dienen. Ein Zweck, den es natürlich verfehlt, da solche Schamlosigkeit natürlich erst recht sehr stark motiviert. Aber viel bezeichnender ist etwas anderes: Der Priester scheint nicht in Betracht ziehen zu können, dass der Ausgang des Konflikts ein anderer sein könnte, als der, dass der Gegner der Kirche entweder abbricht oder verliert. Nun wäre es aber doch normal, davon auszugehen, dass auch die eigene Organisation sich mal durchsetzt, mal aber auch Fehker und Unrecht zugeben und nachgeben würde. Dass das im Hirn dieses Priesters gar nicht vorgesehen ist, zeigt den ganzen Autismus, der sich eben entwickelt, wenn  eine Gesellschaft einer Gruppe, in diesem Fall der Kirche, zu lange zu verstehen gibt, dass sie machen kann, was sie will, dass es keine Rolle spielt, wenn sie Gesetze bricht, weil sie unagreifbar ist. Die unglaubliche Anmaßung als Resultat solcher Privilegien, wird sie immer dreister, immer gefährlicher für die Gesamtgesellschaft machen. Im Hungersteik führen wir in unserer persönlichen Sache, aber auch für ein Ende dieser Arroganz und Anmaßung geht der Kampf für "Menschenrechte für Priesterkinder".  
8. 10. (dritter Tag)
  Meine Gefühle am dritten Tag und nach der zweiten Nacht vor St. Georgen sind gemischt. Die Nächte sind natürlich extrem hart, auch für mich, aber natürlich vor allem für meine Mutter. Allerdings ist es erstaunlich, dass man das bei vollkommener Entschlossenheit mehr zur Kenntniss nimmt, als dass man darunter leidet. Ich hatte übrigens auch während der Nacht drei Besuche von sehr interessierten und sympathisierenden Leuten, denen ich die Thematik des Hungerstreiks erläutern konnte. Zwei von ihnen (ein Paar) hat dann außerdem heute früh eine Thermoskane mit Kaffee  gebracht. Auch am Tag gibt es immer wieder schöne    Zeichen von Solidarität.  Der größte Gegensatz ist dieser: Inhaltlich gibt uns praktisch jeder Gesprächspartner recht, auch einige Katholiken, die in St. Georgen arbeiten und mit uns sprechen (Jesuiten sind natürlich nicht darunter; sie haben ein Verbot mit uns zu sprechen)  Es ist natürlich möglich, dass sich in der Führung der Jesuiten gerade deswegen eine "trotz der Fakten um jeden Preis Recht behalten wollen"-Einstellung breitmacht, die dann gerade  deswegen, weil wir recht haben, letztendlich zu unserem Tode führen könnte. Auch ist es denkbar; dass einige Jesuiten es auch aus Rache dafür; dass wir nun so lange und hartnäckig  gegen die Diskriminierung von Priesterkindern und in unserer eigenen Sache gekämpft haben, eigentlich nichts dagegen hätten, wenn meine Mutter nun sterben würde. Diese Vermutung  MUSS MAN durchaus haben. Noch ist es aber nicht soweit.   Wir sind weiterhin dankbar für jegliche Solidarität.     

7. 10. (zweiter Tag)

Ich bin hier gestern gefragt worden, warum meine Mutter den Hungerstreik macht, und nicht ich. Der Grund ist ganz einfach der, dass ich den "Hungerstreik"-Platz und sie dann noch bewachen kann, was bei umgekhrter Rollenverteilung so nicht möglich wäre.  Die erste Nacht vor St.Georgen liegt nun hinter uns. Natürlich ist es sehr anstrengend, aber das wussten wir vorher. Gestern Abend hatten sich noch zwei Unterstützer von uns zu einer spontanen Mini-Demonstration eingefunden, die dann etwas eine Stunde dauerte. Nachts hatte ich trotz der Anspanung doch etwas Gelegenheit auch etwas über die Symbolik der langen weissen Mauer vor St.Georgen nachzudenken, die sehr gut eine Organisation versinnbildlicht, der als einziges Argument ihre vermeintliche Macht bleibt. Die Mauer ist leer und kahl, der Besitz dahinter soll Einfluss und schiere physische Größe symbolisieren. Nun aber sitzen wir davor und haben das Recht auf unserer Seite.   Ich bedanke mich auf diesem Wege auch für die seit gestern neu hinzugekommenen Unterzeicher  unserer Liste.   

6. 10. (erster Tag)

Der Rechtsanwalt, der den Hungerstreik begleitet, war heute Mittag am Hungerstreik-Platz vor St.Georgen und hat sich die Örtlichkeit angeschaut. Danach kam der Herr aus Indien, der uns schon lange unterstützt, und hat ein neues Handy gebracht, mit dem wir die Kommunkation mit der "Außenwelt"  aufrechterhalten können.